Zeitumstellung führt zu einer zusätzlichen Belastung u.a. für Risikogruppen und zu steigenden Verkehrsunfällen
Zur anstehenden Umstellung auf die Sommerzeit erklärt Anna Deparnay-Grunenberg, EU-Abgeordnete, Mitglied des Verkehrsausschusses im EU-Parlament:
„Die ständigen Zeitumstellungen sollten in diesem Jahr bereits der Vergangenheit angehören. In einer europaweiten Online-Befragung der Kommission hatten sich mehr als 84 %Prozent der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung ausgesprochen. Die Kommission und das Parlament legten entsprechende Vorlagen zur Abschaffung vor. Durch Blockade im Rat und mangelnder Koordinierung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten ist unklar, ob, wann und wie die Abschaffung vollzogen wird.
Dabei ist erwiesen: Die Zeitumstellung nützt dem Klima nicht und schadet der Gesundheit von Mensch und Tier. Gerade bei Risikogruppen und Menschen, die gesundheitlich geschwächt sind, kann diese Umstellung und damit die einhergehende Störung des Biorhythmus, zusätzlich belasten.
Zudem steigt bei Umstellung auf die Sommerzeit die Zahl an Verkehrsunfällen. Ein Zusammenhang mit der Zeitumstellung und dem „relativen Schlafmangel“ liegt nahe.“
Kontext:
2018 führte die EU-Kommission, basierend auf einer partei- und ausschussübergreifenden Initiative des EU Parlaments, eine Bürger*innenbefragung/Konsultation durch. Innerhalb von 3 Monaten haben sich über 4 Mio. Menschen (in Deutschland ca. 4 % der Bevölkerung) beteiligt. Eine Mehrheit sprach sich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Daraufhin legte die EU Kommission einen Gesetzesvorschlag vor, um der Zeitumstellung ein Ende zu setzen.
Quelle:
Konsultation zur Sommerzeit: 84 Prozent der Teilnehmer sind für die Abschaffung der Zeitumstellung in der EU | Deutschland (europa.eu)
2019 stimmte das EU-Parlament dem zu, basierend auf Studien, die aufzeigen, dass die Zeitumstellung negative Effekte auf die Gesundheit, unsere Umwelt und Gesellschaft hat.
Quelle:
Beendigung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit | Aktuelles | Europäisches Parlament (europa.eu)
Seither ist der Vorschlag im Rat der EU blockiert. Die EU-Mitgliedsstaaten sollten der EU Kommission mitteilen, welche Zeit sie beibehalten (ursprünglich bis zum 1. April 2020). Das sollte eigentlich seit fast einem Jahr passiert sein. Die Kommission und die Mitgliedsstaaten sollten sich in diesem Prozess koordinieren, um einen „Flickenteppich der Zeitzonen“ zu verhindern und das Funktionieren des Binnenmarktes sicherzustellen. Bisher gibt es jedoch keine Einigung der Mitgliedsstaaten, welche Zeitzone wo angewendet werden soll. Im Rat ist dafür eine qualifizierte Mehrheit erforderlich (Art. 114 TFEU zur Errichtung und Funktionieren des Binnenmarktes).
Zum Weiterlesen:
Zeitumstellung führt zu mehr tödlichen Verkehrsunfällen | MDR.DE
A Chronobiological Evaluation of the Acute Effects of Daylight Saving Time on Traffic Accident Risk: Current Biology (cell.com)