Ein Teil-Ausweg für den weltweiten Getreideexport
EU-Zölle für die Ukraine zeitweise aufgehoben. Es bleiben verkehrslogistische Herausforderungen.
Heute stimmt das EU-Parlament dem Kommissionsvorschlag zu, Zölle für Importe aus der Ukraine für ein Jahr auszusetzen.
Ukrainische Getreideprodukte Weizen und Gerste können aufgrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine nicht über die ukrainischen Häfen in die Welt transportiert werden. 20 Millionen Tonnen an Getreide müssen die Ukraine in den kommenden zwei Monaten verlassen. Die Getreideausfuhr über die EU stellt uns jedoch vor zeitliche, rechtliche und logistische Herausforderungen.
Anna Deparnay-Grunenberg, grüne Europaabgeordnete, Mitglied im Verkehrs- und Agrarausschuss des EU-Parlaments kommentiert die heutige Abstimmung:
“Die EU trägt eine enorme Verantwortung, den ukrainischen Getreideexport mit zu unterstützen. Eine einjährige Aussetzung der EU-Importzölle für die Ukraine ist ein starkes Signal der Unterstützung und ein Meilenstein in der Bekämpfung einer drohenden Welthungerkrise. Durch die russische Blockade der ukrainischen Häfen kann das Getreide nicht exportiert werden. Putin nutzt Energiesicherheit und Ernährungssicherheit als Kriegsinstrumente.
Insbesondere der Export an Weizen und Gerste nach Afrika und Asien ist dringend notwendig und die Zeit rennt: Bereits in sechs Wochen, beginnt die neue Getreide-Ernte-Periode. 20 Millionen Tonnen Getreide-Bestände aus dem letzten Erntejahr müssen jetzt dringend ausgefahren werden. Dafür ist die vorübergehende Zoll-Aufhebung ein wichtiger Schritt, um das Getreide über europäische Häfen weltweit zu verschiffen.
Wir stehen allerdings noch vor verkehrslogistischen Hürden:
Bei der Ausfuhr mit der Bahn von der Ukraine nach Polen, als Umschlagland, muss das Getreide umgeladen werden. Ukrainische Gleise haben eine andere Spurweite als in den angrenzenden EU-Ländern. Dadurch kann ein Güterzug nicht einfach über die Grenze fahren.
Die Ausfuhr mit LKWs ist ebenfalls schwierig, denn ukrainische LKWs entsprechen überwiegend der Abgasnorm “Euro 2”, wonach sie damit nicht in der EU fahren dürfen. Dafür müssen wir dringend Lösungen finden.
Gleichzeitig müssen wir die Ukraine unterstützen, eine dezentrale und provisorische Lagerung des Getreides, zum Beispiel in Silobags auf ukrainischen Feldern, zu ermöglichen. Denn es muss nicht nur sicher geschützt vor Nagern und Vögeln, sondern auch vor russischen Angriffen sein.”