Was bewegt Anna im Herbst?
Anna, was hat dich diesen Herbst bewegt?
Die Frage, ob wir aus der Corona-Pandemie wirklich gesellschaftlich etwas lernen werden. Das beschäftigt mich zur Zeit sehr – das bewegt mich. Und insgesamt: Das Thema der Wiederherstellung von Gesundheit, natürlich in Bezug auf die Pandemie. Aber auch in Bezug auf die Natur, auf den Boden, auf die Wälder und auf die Bäume.
Was hast du im Herbst im Europaparlament bewegt?
Die künftige EU-Forststrategie hat mich im Parlament sehr bewegt, im September/Oktober. Wir haben versucht, den Initiativbericht der Konservativen wirklich zu verändern. Wir haben eine große Debatte im Parlament angezettelt, die durch alle Parteien hindurch weg ging. Ich bin davon überzeugt, dass wir in der EU mehr Verantwortung übernehmen müssen, für eine Waldstrategie, die Hand in Hand den Biodiversitätsschutz und den Klimaschutz betrachtet. Es war klar, dass wir keine große Mehrheit bekommen werden, die so einen großen Wurf bedeuten würde, aber wir haben ein Drittel des Parlaments, das mit uns gestimmt hat. Wir haben ein starkes Signal an die Kommission gesandt. Wenn wir den European Green Deal ernst nehmen wollen, dann müssen wir im Bereich der Forstwirtschaft etwas ändern. Wir sind jetzt mit der Kommission sehr gespannt, was im Frühjahr 2021 rauskommen wird. Genau wie bei der Landwirtschaftspolitik ist jetzt die EU-Kommission am Zug.
Was hat sich noch zum Thema Wald bewegt?
Was mich positiv überrascht hat war der deutliche Umschwung beim Thema Handelsabkommen mit dem MERCOSUR – mit Südamerika. Das EU-Parlament hat zum ersten Mal das Abkommen in seiner jetzigen Form abgelehnt. Die Bilder vom brennenden Amazonas, die Pandemie, die weiteren Klimakatastrophen, haben anscheinend gewirkt, dass Zusammenhänge besser erkannt werden. Ich bin echt gespannt was der Wandel in der Handelspolitik noch mit sich bringen wird. Ansonsten bewegt sich viel im Parlament zum Thema Lieferkettengesetz. Wir brauchen nämlich neue Gesetze, die die massive Entwaldung weltweit und die Ausbeutung in den globalen Lieferketten bekämpfen. Dazu werde ich euch hoffentlich mehr im Frühjahr erzählen können.
Was hat sich im Parlament noch alles mit dir bewegt?
Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik, beim Klimaschutzgesetz und auch im Verkehr, bewegt sich im Europaparlament gerade viel. Trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen. Leider ist es eher wie ein Eiertanz. Einen großen Schritt voran, dann wieder einen nach hinten, einen zur Seite, wieder zurück und wieder nach vorne. Ein konkretes Beispiel: Um die Klimaemissionen zu senken, brauchen wir eine drastische Verlagerung im Transportbereich auf die Schiene. Deswegen habe ich mich im Parlament für starke Bahnfahrgastrechte eingesetzt. Das Ergebnis der Verhandlung im Trilog war aber sehr gemischt. Wir haben auf der einen Seite erreicht, dass vier Fahrradstellplätze in den Zügen jetzt kommen werden. Und auch kleine Verbesserungen im Bereich der Menschen mit beschränkter Mobilität. Aber insgesamt waren die Verhandlungen sehr enttäuschend. Zum Beispiel beim Durchgangsticket, oder beim Data-Sharing oder bei der Rückerstattung bei Verspätungen haben wir nichts erreicht. Die Nationalstaaten haben haben die Force Mauere eingeführt und das ist eher eine Schwächung der jetzigen Passagierrechte.
Noch ein Satz?
Auch in der jetzigen Zeit ist es unheimlich wichtig, dass wir uns weiter politisch engagieren. Dass wir uns vernetzen, um die Welt nach Corona, um die Welt von Morgen zu erschaffen. Es finden gerade viele spannende Diskussionen und Online-Veranstaltungen zu vielen Themen statt. Beim Thema Wandel der Wirtschaft, durch Gemeinwohl-Bilanzierungen auf der EU-Ebene, zu dem Thema Verkehrswende und Transformation der Automobilwirtschaft, oder auch zum Thema Erhalt von Biodiversität, Schutz der Wälder und unsere Beziehung zur Natur, schalte ich mich immer wieder ein. Kommt folgt meinen Kanälen und abonniert meinen Newsletter. Ich freue mich auf euch!