In Frankreich werden die Forderungen nach einem Klimaticket gemäß des deutschen Vorbildes lauter. Fast 40.000 Menschen haben eine entsprechende Petition unterschrieben, Präsident Emmanuel Macron sieht die Idee "favorable”, also positiv, auch der französische Verkehrsminister setzt sich dafür ein. Zugleich ist die finanzielle Zukunft des deutschen Tickets ungewiss. Die deutsch-französische Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne/EFA) kommentiert:
“Das Deutschlandticket hat in den vergangenen Monaten eine enorme Strahlkraft innerhalb der Europäischen Union entwickelt. Die Vorsitzende des EU-Verkehrsausschusses, Karima Delli, hat in ihrer französischen Heimat sogar eine Petition initiiert, ein ähnliches Klimaticket einzuführen. Insofern bin ich erstaunt, dass jetzt in Deutschland nochmal die Finanzierungsfrage diskutiert wird.
Ich bin überzeugt, dass der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing wie verabredet dem Erfolgsmodell Deutschlandticket auch für nächstes Jahr noch eine ausreichende Finanzierung zusichern wird. Wir Grüne unterstützen ihn gerne dabei, seinen liberalen Parteifreund und Finanzminister Christian Lindner zu überzeugen. Gerade jetzt während der Tarifrunden brauchen Verkehrsträger Planungssicherheit, und eine Preiserhöhung nach wenigen Monaten würde Kundin*nnen enorm enttäuschen. Es ist jedenfalls bizarr, wie wir Deutschen wanken und an etwas zweifeln, was die Franzosen gerade feiern.”
Hintergrund
· Das Deutschlandticket wurde zum 1. Mai 2023 eingeführt und kostet 49 Euro pro Monat. Seither können Fahrgäste damit das gesamte deutsche Nahverkehrssystem nutzen. Das Ticket ist ein digital abschließbares und monatlich kündbares Abonnement. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/deutschlandticket-2134074
· Laut Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nutzten in den Sommerferienmonaten Juli und August monatlich etwa zehn Millionen Fahrgäste das Ticket. Von den Käuferinnen und Käufern besaßen einer VDV-Erhebung zufolge 42 Prozent vorher schon ein ÖPNV-Abo, 47 Prozent nutzten zwar vorher den ÖPNV, schlossen nun aber erstmals ein Abo ab, acht Prozent waren echte Neukund*innen. https://www.vdv.de/deutschlandticket.aspx
· Derzeit teilen sich Bund und Länder die Kosten für das Deutschlandticket. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland forderte Volker Wissing die Länder kürzlich allerdings zum Sparen auf. "Der Bund hat viel Geld für das Deutschlandticket in die Hand genommen und wir haben auch die Regionalisierungsmittel erhöht", sagte der Minister. Mehrere Länder zeigten sich nach dem Interview stark besorgt ob der künftigen Finanzierung des Tickets.
· In Frankreich hat sich Emmanuel Macron aufgeschlossen gegenüber der Idee eines ähnlichen Klima-Tickets geäußert. https://www.youtube.com/watch?v=3Z6HnUJ3hcw Eine Petition für ein solches Abo hatte zuvor bereits knapp 40.000 Befürworter*innen gefunden. https://www.change.org/p/sortons-de-la-crise-de-la-mobilit%C3%A9-mettons-en-place-un-pass-train-illimit%C3%A9-accessible-ticketclimat-signez-et-fa%C3%AEtes-signer
· Greenpeace fordert sogar die Einführung eines europaweiten Klimatickets, das für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt. https://www.greenpeace.org/static/planet4-denmark-stateless/2023/05/fc9f4e68-fs-climate-tickets.pdf