Pressemitteilung zum Fast-LKW-Verbrenner-Aus, Straßburg 21.11.2023
Nach dem Streit um das PKW-Verbrenner-Aus hat das EU-Parlament bei der Dekarbonisierung von LKWs den Rückwärtsgang eingelegt.
Die EU-Verkehrspolitikerin Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne/EFA) kommentiert:
„Ursprünglich sollte das Gesetz regeln, Lastwagen und Busse bis zum Jahr 2040 weitgehend zu dekarbonisieren. In letzter Minute haben Konservative und Liberale die Parlamentsposition mit einem absurden Änderungsantrag komplett verwässert.
Dieser Antrag ist ein Geschenk an die Öl- und Kraftstofflobby, weil die Verordnung nun sogar pflanzenbasierte Biokraftstoffe aus Palmöl, Soja oder Raps als klimaneutral einstuft. Das ist alles andere als nachhaltig und schafft nicht die notwendige Technologieklarheit für Hersteller und Investoren.
Dabei rechnen sogar Hersteller damit, dass im Jahr 2030 rund drei Viertel der Neuzulassungen emissionsfrei sein werden. Nun müssen dieselben Hersteller fürchten, dass sie – wie schon zuvor bei den E-Autos geschehen – ihre Marktführung bei emissionsfreien LKW gegen chinesische und amerikanische Produzenten verlieren werden. Stattdessen fahren Lastwagen weiter mit Biokraftstoffen durch die Städte, mit erwartbar negativen Konsequenzen für die Luftqualität und unser aller Gesundheit."
Hintergrund
· Im Februar dieses Jahres legte die Kommission den Entwurf zu einer „Verordnung zur Festlegung von CO2-Emissionsnormen für neue schwere Nutzfahrzeuge” vor. Diese sieht vor, die Standards bis 2040 um 90 Prozent zu reduzieren.
· Die Industrie hat diese Entwicklung bereits antizipiert und verpflichtete sich, bis 2040 zu 100 Prozent CO2-neutrale Fahrzeuge zu nutzen. https://theicct.org/publication/hdv-co2standards-recs-mar22/
· Schwere Nutzfahrzeuge, das heißt Lastwagen ab 3,5 Tonnen, machen nur zwei Prozent des EU-weiten Verkehrsaufkommens aus, tragen aber fast 30 Prozent zum Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor bei. https://www.transportenvironment.org/discover/truck-co2-europes-chance-to-lead/
· In einer Studie gaben Fahrzeughersteller zudem an, dass im Jahr 2030 rund drei Viertel der Neuzulassungen im schweren Straßengüterverkehr emissionsfrei sein werden. Der technologische Fokus liegt auf Batterie und Brennstoffzelle. https://www.now-gmbh.de/aktuelles/pressemitteilungen/neue-now-publikation-marktentwicklung-klimafreundlicher-technologien-im-schweren-strassengueterverkehr/
· Bei Traton, dem größten europäischen Hersteller-Konsortium für LKW, gehen nächstes Jahr batterieelektrische Fahrzeuge in Serie.
· Einer Studie der NGO Transport and Environment zufolge werden bis 2035 alle neuen Elektro-Lkw in Europa billiger zu betreiben sein, genauso weit fahren und genauso viel transportieren wie Diesel-Lkw. https://www.transportenvironment.org/discover/electric-trucks-take-charge/
· Diese Verordnung ist von entscheidender Bedeutung, damit die europäischen Lkw- und Bushersteller ihre weltweite Führungsposition beibehalten, da ausländische Wettbewerber (insbesondere die chinesische BYD) die Produktion von emissionsfreien Lkw und Bussen hochfahren. https://www.transportenvironment.org/discover/eu-truck-industry-could-lose-up-to-a-tenth-of-sales-to-foreign-rivals-according-to-bcg-study/
· Immerhin gibt es eine Entlastung für Städter*innen: Busse müssen in Städten ab 2030 komplett emissionsfrei fahren