Heute haben die größten Bahnunternehmen aus Deutschland (Deutsche Bahn), Österreich (ÖBB), Frankreich (SNCF) und der Schweiz (SBB) im Beisein der Verkehrsminister*innen eine Absichtserklärung vorgestellt, um künftig mehr bei Nachtzügen zu kooperieren.
Auch wenn nun endlich die seit langem von den Grünen geforderte politische Unterstützung wächst, blieb die groß angekündigte Aktion leider inhaltlich hinter den Erwartungen zurück. Zwar wurden Nachtzüge zurecht als komfortable und klimafreundliche Alternative zu Flugreisen angepriesen. Die Deutsche Bahn scheint selbst aber weiterhin keine Nachtzugverbindungen anbieten zu wollen. Auch Bundesverkehrsminister Scheuer sagte nichts dazu, wie die regulatorischen Rahmenbedingungen für Nachtzüge verbessert werden könnten.
Anna Deparnay-Grunenberg, Abgeordnete für die Grünen/EFA-Fraktion im Verkehrsausschusses des Europäischen Parlaments, kommentiert:
„Ich freue mich, dass die Begeisterung für Nachtzüge endlich auch auf höchster politischer Ebene ankommt. Nachtzüge bieten eine ökologische und komfortable Alternative zu klimaschädlichen Flugreisen und sind ein wichtiger Baustein für die Erreichung unserer Klimaziele.
Leider fehlen aktuell die richtigen Rahmenbedingungen für den Aufbau eines europäischen Nachtzugnetzes. Wir Grünen fordern deshalb seit langem europaweit stärkere politische Unterstützung. Dazu bedarf es einer Reform der Trassenpreise, europaweiter Koordinierung und fairer, öffentlicher Ausschreibungen. Nur so können wir Nachtzüge langfristig als grüne Reiseoption im Verkehrssystem verankern. Hier stellt sich Deutschland bislang quer.
Während aus Deutschland nur warme Worte kommen, zeigen ÖBB und SBB, dass Nachtzüge von der Bevölkerung gut angenommen werden und unter den richtigen Rahmenbedingungen auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. Ich begrüße deshalb, dass zumindest unsere europäischen Nachbarn weitere Nachtzugverbindungen schaffen wollen.“
Hintergrund
Die Deutsche Bahn hatte sich 2016 vollkommen aus dem Nachtzuggeschäft zurückgezogen, seitdem unterhält die ÖBB erfolgreich Nachtzugverbindungen im deutschen Bundesgebiet. Auf der heutigen Pressekonferenz wurden vor allem bereits bestehende Pläne für neue ÖBB-Verbindungen vorgestellt. Die Deutsche Bahn agiert lediglich als Dienstleister, indem sie Fahrkarten verkauft.
Während die österreichische Regierung politisch und finanziell in den Aufbau eines Nachzugnetzes investiert, verweigert die deutsche Bundesregierung weitere Unterstützung. Zum Beispiel hat sie noch nicht einmal eine Aufgabenträgerstelle auf Bundesebene geschaffen, die für grenzübergreifende Koordinierung zuständig wäre. Dadurch gerät beispielsweise auch die geplante Nachtzugverbindung zwischen Malmö und Brüssel über Hamburg ins Stocken.