Netzvision 2030+: Für mehr Nachtzugverbindungen quer durch Europa
Zur Vorstellung des grünen Nachtzugkonzepts nimmt Anna Deparnay-Grunenberg, Mitglied des Verkehrsausschusses des EU-Parlaments und Mitinitiatorin des Konzepts zur Netzvision 2030+ für Nachtzüge in Europa:
„Klimafreundlich reisen, ausgeschlafen und gleichzeitig entspannt am Urlaubsort oder Geschäftstermin ankommen? Wir Grüne sagen: Das geht! Mit einem Nachtzugnetz, das mit 40 internationalen Linien mehr als 500 Großstädte und Reiseziele in ganz Europa verbindet.
Die Bahn hat riesiges Potenzial für eine klimafreundliche, zuverlässige und bezahlbare Mobilität in ganz Europa. Mit diesem Nachtzugnetz-Konzept wollen wir zeigen, was möglich ist und der „Nachtzug-Renaissance“ weiter Auftrieb verleihen.
„Lieber liegen statt fliegen“: Nachdem die Deutsche Bahn den Betrieb von Nachtzügen 2016 eingestellt hat und die Anzahl der Kurzstreckenflüge sich zeitgleich vervielfacht hat, wollen wir den Trend wieder umdrehen. Ein transeuropäisches Nachtzugnetz wäre eine echte Alternative zu Kurz- und Mittelstreckenflügen. Der Umstieg auf den Nachtzug würde CO2 Emissionen im Verkehrsbereich einsparen, die aktuell immer noch steigen.
Die Nachfrage nach klimafreundlicher Mobilität und die Lust, Europa auf diese Art zu entdecken, werden immer größer. Nachtzüge werden von vielen Menschen auch als Ort der Begegnung, die Europäer*innen zusammenbringt, gesehen; sei es auf der gemeinsamen Fahrt oder bei Ankunft am Ziel. Sie haben das Potential Europa enger zusammenwachsen zu lassen.
Damit das Realität wird, stellen wir konkrete Forderungen mit dem Konzept vor:
- den Streckenausbau fördern;
- eine einheitliche Buchungsplattform ermöglichen;
- die Trassen- und Stationspreise für Nachtzüge auf Grenzkosten-Niveau senken;
- faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsträgern schaffen.
Wir brauchen günstige und leicht zugängliche Nachtzugtickets, die mit Flugpreisen konkurrieren können!
Derzeit wird der internationale Flugverkehr subventioniert. Airlines bezahlen keine Mineralölsteuer auf Flugkerosin und internationale Flugtickets sind von der Umsatzsteuer befreit.
Die Möglichkeiten für einen nachhaltigen Nachtzugnetz liegen auf dem Tisch. Die nächste Bundesregierung und insbesondere das künftige Verkehrsministerium darf den Sprung auf den Nachtzug nicht verschlafen/verpassen notwendigen Anreize und Rahmenbedingungen zu schaffen. Für ein europäisches Nachtzugnetzt muss sich die Bundesregierung auch auf EU-Ebene im Rat der EU einsetzen und gemeinsam koordinieren!”
Hintergrund:
Die Geschichte der Nachtzüge geht zurück auf das 19 Jahrhundert und frühe 20. Jahrhundert, wo u.a. der Orientexpress fuhr. Nachtzüge wurden Ende des 20. Jahrhunderts durch das Aufkommen von Luftfahrt stetig reduziert. Die Deutsche Bahn stellte ihren Nachtzugbetrieb 2016 endgültig ein. Rund um die Nachtzug-Nostalgie und um die Klimakrise zu bewältigen, steigt die ÖBB in den letzten Jahren wieder in den Nachtzugbetrieb ein. Sie bietet u.a. Berlin-Wien, München-Venedig, Hamburg-Zürich als Nachtzugverbindungen an. Das Angebot soll auch in den nächsten Jahren erweitert werden. Eine Übersicht an aktuellen Nachtzugverbindungen habe ich in diesem Flyer zusammengefasst.
Und das Potential ist noch größer! Deshalb haben wir zusammen mit MdB Matthias Gastel eine Netzvision 2030+ für mehr Nachtzüge in Europa vorgestellt.
Artikel und Weiterführendes:
Konzept für eine starke Schiene – Grüne im Bundestag
Europaweit bestehendes Nachtzugnetz
Zeit-Artikel zum grünen Nachtzugkonzept
Europäisches Jahr der Schiene 2021
“Connecting Europe Express” fährt aktuell quer durch Europa (auf grüne Initiative im Europäischen Jahr der Schiene)
Nachtzugevents in Süddeutschland (27.-29. September)
Grenzüberschreitender Bahnverkehr: “Mind the gap”