Straßburg, 22. April
Anna Deparnay-Grunenberg, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im EU-Parlament, kommentiert die jüngsten Forderungen aus Union und FDP, das Verbrenner-Aus zu kippen:
“Die Klimaerwärmung drängt, aber die Konservativen sind fest entschlossen, das Verbrenner-Aus zum Wahlkampfthema Nummer Eins zu machen, auch wenn es kein einziges neues Argument gibt. Das ist Verrat an Industrie, Klima und Parteifreundin von der Leyen!
Gerade erst hat Mercedes deshalb inständig an uns Politiker*innen appelliert, an dem Zulassungsverbot für Verbrenner im Jahr 2035 festzuhalten und somit Kunden und Kommunen Planungssicherheit zu gewährleisten. Es ist reiner Populismus, dass Söder & Co sich als Retter des Verbrenners aufspielen. Das ist, als würde man alle Deutschen nötigen, auf ewig Nokia-Klapphandys zu nutzen, statt auf Smartphones umzusteigen. Eine Abkehr vom Verbrenner-Aus würde bedeuten, dass die europäischen Autohersteller bei der Entwicklung dieser wichtigen Technologie noch weiter abgehängt werden.
Ich finde es schwer zu begreifen, wie Konservative in Tateinheit mit den Liberalen und der AfD gerade den Green Deal demontieren – und dabei die eigene Parteifreundin Ursula von der Leyen gleich mit. Das ist geradezu ein Fall für den Tiefenpsychologen. Als würde die Klimaerwärmung dann endlich verschwinden!
Das FDP-Argument der Technologieoffenheit ist eine Nebelkerze. Selbst im günstigsten Fall könnten bis 2035 nur läppische drei Prozent der europäischen Autoflotte mit E-Fuels betrieben werden. E-Fuels tanken ist um ein wesentliches teurer und ineffizienter als herkömmliche Verbrenner oder das E-Auto. Wenn wir jetzt weiter zögern und auf Wundertechnologien warten, dann bleibt der Verkehr das Sorgenkind des Klimas. Die Ölindustrie freut sich!”
Hintergrund
· Selbst unter Nutzung der günstigsten Prognosen der Öl- & E-Fuels-Industrie ist die Produktion von E-Fuels derart begrenzt, dass nur maximal drei Prozent der europäischen Autoflotte damit betrieben werden könnten. Dabei sind bereits nicht als 100 Prozent nachhaltig angesehene E-Fuels mit einberechnet. https://www.transportenvironment.org/discover/a-drop-of-e-fuel-in-an-ocean-of-oil/
· Das Umweltbundesamt rügt, dass gerade der Verkehrssektor besonders hartnäckig zur Klimaerwärmung beiträgt: “Während die Treibhausgasemissionen in Deutschland seit 1990 stark gesunken sind, gab es im Verkehrssektor bisher kaum eine Verbesserung. Der Anteil des Verkehrs an den Gesamtemissionen ist seit 1990 von etwa 13 % auf fast 20 % im Jahr 2022 gestiegen. Das lag vor allem am stetig wachsenden Straßengüterverkehr, dem Motorisierten Individualverkehr und dem zunehmenden Absatz von Dieselkraftstoff.” https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs#verkehr-belastet-luft-und-klima-minderungsziele-der-bundesregierung