Ein Startschuss für den Infrastrukturausbau für alternative Antriebe in Europa – mit einigen blinden Passagieren.
Straßburg, Mittwoch der 19.10.2022
“Durch Europa umher-dieseln war gestern, Elektromobilität ist Morgen. Wenn wir europaweit, mit dem E-Auto unterwegs sein wollen, ist eine alternative Infrastruktur unabdingbar. Als EU-Parlament legen wir dem EU-Ministerrat eine fortschrittliche Parlamentsposition vor und stellen damit die Weichen für die Antriebswende, wenn auch mit einigen blinden Passagieren an Bord.”, so Anna Deparnay-Grunenberg, Europaabgeordnete für Bündnis’90/Die Grünen.
Heute hat das EU-Parlament die Verordnung für einen europaweiten Ausbau von E-Ladesäulen gestimmt. Die AFIR-Verordnung (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) zielt darauf ab, den Aufbau von Ladestationen oder alternativen Tankstellen (wie Elektro- oder Wasserstofftankstellen) für Autos, Lastwagen, Züge und Flugzeuge zu fördern.
Die Parlamentsforderungen in Kürze:
- Ausbau auf der Straße: E-Ladesäulen alle 60km auf der Autobahn. Insgesamt sollen mehr als 3,5 Millionen öffentliche Ladestationen bis 2030 verfügbar sein.
- Elektrifizierung für die Bahn: Auch die Bahn soll elektrifiziert werden. Diese grüne Forderung hat – trotz Widerstand der EVP (CDU) Fraktion – einen mehrheitlichen Konsens gefunden.
- “Blinde Passagiere” bei Flug- und Seehäfen:
- Kleine Flughäfen sollen aus der Elektrifizierung ausgenommen sein (also eine Ausnahme v.a. für Privatjets).
- LNG- und Wasserstoff-Tankstellen sind auch inbegriffen/vorgesehen.
Anna Deparnay-Grunenberg, Schattenberichterstatterin für die Grünen kommentiert:
“Elektrisch Laden soll in Zukunft mindestens so leicht sein, wie Tanken. Daran haben wir als EU-Parlament festgehalten.
Alte Dieselzüge wiederrum gehören inmitten der Klima- und Energiekrise abgestellt. Das ist für uns Grüne ein Erfolg: Unsere Forderung, die Bahn in den Verhandlungstext aufzunehmen, hat eine Mehrheit gefunden – trotz Widerstand der EVP/CDU-Fraktion.
Unsere Ambitionen wurden allerdings gedämpft: Zum einen durch die Ausnahme für kleine Flughäfen, die damit einer verpflichtenden Elektrifizierung entgehen. Auch die Aufnahme von LNG für LKWs ’dort, wo die Nachfrage besteht’, steht im klaren Widerspruch mit dem Green Deal und erst recht mit Blick auf die aktuelle Gas-Knappheit. Die Nutzung von Wasserstoff als alternativen Antrieb auf der Straße sehen wir kritisch, denn Wasserstoff wird vor allem in anderen Sektoren benötigt, wie der Zement- und Aluminiumindustrie, die viel schwieriger zu dekarbonisieren sind.
Mit dieser Verordnung sind wir noch lange nicht an der Endhaltestelle. Die Fahrt in Richtung 100% Ökostrom und 100% elektrisch muss unser Ziel für die Mobilitätswende sein!”