Der Wald trocknet aus!
Extreme Dürre in den letzten Jahren hat zur Folge, dass alleine in Deutschland bereits Ende 2019 mehr als 180 000 Hektar Wald abgestorben ist (Thünen Institut). Das Waldsterben schreitet in erschreckendem Tempo voran! Für das Jahr 2020 erwartet das BMEL einen Verlust von 178 Millionen Kubikmeter Schadholz. Durch die Klimakrise sind mehr als die Hälfte der in Europa vorkommenden Arten massiv gefährdet, dabei sollte die CO2 Speicher Funktion von Bäumen im Fokus des Kampfes gegen den Klimawandel gesehen werden.
Dazu erklärt die grüne Europa-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg zuständig für die EU-Forststrategie:
„Der Europäische Green Deal und die Biodiversitätsstrategie klingen auf dem Papier gut. In der Forstwirtschaft müssen wir jedoch endlich den Wandel einläuten. Ein „weiter so“ ist nicht möglich.
Wir müssen unsere Verantwortung für die europäischen Wälder sehr ernst nehmen. Wir brauchen ambitionierte gesetzliche Vorgaben, um unsere Wälder zu schützen. Sie müssen resilienter und resistenter gegen Dürre, Neophyten und Schädlingsbefall werden. Europäische Baumarten und naturnahe Bewirtschaftung sind der Schlüssel dazu. Langfristig brauchen wir dringend genetische Reservoire, um die Vegetationsverschiebung durch den Klimawandel zu unterstützen. Dazu sollten wir mindestens 10 % der europäischen Waldfläche der Natur überlassen.
Plantagen und Monokulturen haben ausgedient. Sie packen die Trockenheit nicht. Die Zukunft liegt in naturnahen, biodiversitätsreichen, klimabeständigeren Mischwäldern mit hohem Laubbaumanteil. Die EU muss sich trauen, den Mitgliedstaaten verbindliche Vorgaben in der Forstwirtschaft gesetzlich zu verankern und die nötigen Investitionen für den Umbau müssen bereitgestellt werden. Außerdem sollte auf der EU Ebene darauf geachtet werden, dass die Gelder so ausgegeben werden, dass diese dem Gemeinwohl dienen und nicht nur einzelnen Besitzer.
Dazu ist es unsere gemeinsame Pflicht die letzten verbliebenen Urwälder – unersetzliche Schatzkammern der Artenvielfalt – konsequent zu schützen und zu erhalten. Dafür erfordert es strenge Vorgaben für die Nutzung des Waldes und illegale Abholzungen müssen konsequent geahndet werden.
Bei der Umsetzung müssen EU Mitgliedsstaaten unterstützt werden. Doch sollten jegliche Fördermittel streng an ökologische Kriterien gebunden sein, wie das auch bei FSC-zertifizierten Wäldern der Fall ist. Wir brauchen deshalb dringend eine EU-weite verbindliche Definition von nachhaltiger und naturnaher Forstwirtschaft (Sustainable forest management, SFM). FSC- oder PEFC-Standards könnten dafür eine gute Grundlage sein.
Holz ist ein exzellenter CO2-Speicher. Auch deshalb ist er ein wertvoller Rohstoff und sollte vor allem in langlebigen Produkten verarbeitet werden. Wir müssen darauf achten, dass Holznutzung dem Kaskadenprinzip folgt. Stämme sollten in Zeiten von Klimawandel nicht verheizt werden!
Auch unserer globalen Verantwortung müssen wir nachkommen. Importe aus zerstörerischer Waldwirtschaft in die EU müssen gestoppt werden. Ein effizientes und funktionierendes Lieferkettengesetz ist die Voraussetzung, um Umweltverbrechen, Ausbeutung und moderne Sklaverei und in globalen Lieferketten zu bekämpfen.
Wenn wir den Wald retten wollen, dann müssen wir sofort handeln!“
Anna Deparnay-Grunenberg ist Forst- und Umweltwissenschaftlerin. Als Mitglied des Europäischen Parlaments sitzt sie u.a. im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Zudem leitet sie als Koordinatorin die Arbeitsgruppe Biodiversität der Fraktion Grünen/EFA im Europäischen Parlament.
Mein 6- Punkte Programm zum Schutz der EU-Wälder
Um EU Wälder zu retten:
- Wir brauchen dringend eine EU-weite verbindliche Definition von nachhaltiger und naturnaher Forstwirtschaft (SFM). Dadurch können wir zum Beispiel große Kahlschläge und standortfremde Monokulturen verhindern.
- Wir brauchen EU- weite verbindliche Umbaupläne zu resilienten und resistenten Waldbeständen, die die Klimaveränderung schaffen und die Zukunft unserer Waldbestände sichern
- Die EU muss ihre Primarwälder schützen und Schutzziele (z.B Natura 2000) besser durchsetzen
- Biodiversitätsschutz und Senke von Co2 muss zur Priorität der Waldwirtschaft in Europa werden.
- Holz muss nach dem Kaskaden-Prinzip genutzt werden. Die Langjährige Holznutzung im Bau soll unsere Priorität sein, und nicht die Nutzung als Heizstoff und somit als schnell genutzte Energie Quelle (Städtebau aus Holz könnten das Klima retten!). Eine Novellierung der Renewable Energy Directive (RED II) ist dahingehend nötig.
- Wir brauchen ein starkes Lieferkettengesetz, um Importe aus zerstörerischer Waldwirtschaft in die EU zu stoppen. MERCOSUR kann so nicht unterschrieben werden!
Bei Rückfragen: Anna.deparnay-grunenberg@ep.europa.eu