Ausschnitt aus dem Landwirtschaftsausschuss (AGRI) vom 7. Mai 2020. Die Mitglieder des Ausschusses stellen Fragen an Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans, der für den Green Deal der EU zuständig ist und er nimmt Stellung dazu.
Hier finden Sie den Redebeitrag von Anna Deparnay-Grunenberg und Frans Timmermans Antwort:
Die Fragen von Anna Deparnay-Grunenberg:
„Guten Tag, sehr geehrter Herr Timmermans, sehr verehrte KollegInnen. Ohne resiliente Waldökosysteme ist kein Green Deal möglich. Nachhaltigkeit ist dabei logischerweise auch die Maxime. Nachhaltig, muss bedeuten, dass der ökologisch wertvolle Rohstoff Holz nachhaltig geerntet werden kann aber auch, dass die Böden nachhaltig humifizieren können und CO2 speichern können. Außerdem bedeutet nachhaltig auch, dass die Biodiversität erhalten bleibt und dass wir ein großes Augenmerkmal auf den Wasserhaushalt legen, der zur Zeit sehr leidet, auch in der Auswahl der Waldwirtschaft vor uns nehmen. Wir haben aber in der Europäischen Union zur Zeit immer noch keine gemeinsame Definition für nachhaltige Forstwirtschaft. Wie kann das sein? Möchten Sie uns, Herr Timmermans, dabei unterstützen?
Die Forststrategie 2020 darf aufgrund der aktuellen Krise ja nicht unendlich aufgeschoben werden. Der Klimawandel und die Biodiversitätskrise schreiten ja voran. Deshalb dürfen wir uns auch nicht aufhalten lassen und für 42% der europäischen Waldfläche müssen wir Entscheidungen treffen. Auch muss alles erdenkliche getan werden, damit die Europäische Union sehr konsequent ihre letzten Urwälder schützt und wir haben auch große Hoffnung auf das angedachte Lieferkettengesetz nächstes Jahr, dass die Europäische Union endlich nicht mehr dazu beiträgt, dass die Wälder der Erde ausgebeutet werden.
Ohne resiliente Waldökosysteme – kein Green Deal.“
Die Antwort von Frans Timmermans:
„Wenn jetzt immer wieder davon gesprochen wird, dass die Kommission eine Strategie vorlegen muss – Frau Schmidtbauer hat es gesagt, ich hatte es hier notiert… Ein weiterer Kollege – ich meine das war Frau Deparnay, genau. Ja, vielen Dank, dass Sie mich daran erinnert haben. Also beide hatten es angesprochen, dass die Forstwirtschaft, die Waldökosysteme von grundlegender Bedeutung sind. Wir können jetzt nicht einfach sagen wir müssen Bäume anpflanzen. Da kann man auch Fehler bei begehen. Wir müssen natürlich auch schauen wie können wir mehr CO2 binden aber wie können wir hier zum Beispiel auch Chancen einräumen, dass man die Holzproduktion fördern kann?
Holz wird in der Zukunft zu einem wichtigeren Produkt werden als heute. Das heißt wir müssen wirklich eine ganz langfristige Waldbewirtschaftungsstrategie ausarbeiten und ich freue mich auch schon auf die Debatte mit den Kollegen hierzu. Und wir müssen auch ein Gleichgewicht finden zwischen der wirtschaftlichen und der ökologischen Bedeutung des Forstsektors. Und das hat nun nichts damit zu tun, ob man in einem Ballungsraum wohnt oder im ländlichen Raum wohnt. Mehr Bäume können einfach immer nur eine positive Auswirkung auf die Luftqualität haben, auf die Temperatur, auf die Biodiversität und die Lebensqualität. Und darauf werden wir uns konzentrieren.“