Gestern wurde das finale Abkommen der globalen Biodiversitätskonferenz in Montreal unterzeichnet. 193 Staaten haben damit – fast genau sieben Jahre nach der Klimakonferenz in Paris – einen historischen Grundstein für die Zukunft des Artenschutzes und somit den Schutz unserer Lebensgrundlage gelegt.
Die grüne Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg, studierte Forst- und Umweltwissenschaftlerin, kommentiert:
Überraschend fortschrittliche Einigung:
“Eine tatsächliche Einigung zum 30-30-30 Ziel kam durchaus überraschend, aber sie war dringend nötig: Denn die Biodiversitätskrise bedroht die Menschheit mindestens so sehr wie die Klimakrise. Die Einigung mindestens 30% der globalen Land- und Meeresfläche bis 2030 unter Schutz zu stellen ist ein wichtiges Symbol und eine Messlatte, um tiefgreifende Transformationen einzuleiten. Das ist ein echter Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten.”
Land- und Forstwirtschaft ausgeklammert:
“Bedauernswert ist, dass Land- und Forstwirtschaft im Abkommen nur am Rande berücksichtigt wurden. Die Nachfrage nach Holz als Ressource ist enorm; Wie wir mit dem enormen Druck auf die Wälder umgehen, bleibt weiterhin offen.
Wälder beherbergen über 80% der terrestrischen Biodiversität und spielen als multifunktionale Ökosysteme eine zentrale Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel. Ihr Schutz und ihre Bewirtschaftungsmethoden müssten im Zentrum eines solchen Abkommens stehen!”
Die Umsetzung ist entscheidend:
“Alle gesetzten Ziele bis 2020 wurden verfehlt. Das darf nicht noch einmal passieren. Wir brauchen jetzt einen verpflichtenden Fahrplan für die Umsetzung der gesetzten Ziele. Eine ehrgeizige Umsetzung der Ziele muss jetzt Priorität haben und die EU muss mit den entsprechenden Regulierungen (Pestizidreduzierung, Wiederherstellung der Natur) und finanziellen Mitteln vorangehen.”
Finanzierung:
“Die vereinbarten weltweiten 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr sind bei weitem nicht genug, um die nötigen Transformationsprozesse für einen konsequenten Schutz der Biodiversität zu ermöglichen. Das gleiche gilt für die jährlich versprochenen 20 Milliarden US-Dollar, die die artenreichen Länder des globalen Südens beim Artenschutz unterstützen sollen. Bei den schädlichen Subventionen ist zudem zu wenig passiert. Wenn wir weiterhin Anreize für zerstörerische Landnutzung schaffen, sind die Naturschutzmittel nicht mehr als ein Tropfen auf einem heißen Stein. Die EU muss bei der Abschmelzung der umweltschädigenden Subventionen unbedingt Ernst machen, zum Beispiel bei der Förderung der Holzverbrennung im Rahmen der Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED), die Wälder degradiert und den Klimawandel anheizt.”
Keins dieser Vereinbarungen sei rechtsverbindlich, aber die internationale Zivilgesellschaft muss Druck ausüben, sodass eine regelmäßige Berichterstattung der Fortschritte in Zukunft geschieht.
Die Biodiversitätskonvention ist das wichtigste Vertragswerk für den Schutz der globalen Biodiversität und mit dem heutigen Beschluss kommen wir ein deutliches Stück weiter. Die beschlossenen Ziele beinhalten unter anderem die Zusage zum Schutz von 30% der Land- und Meeresflächen des Planeten bis 2030 sowie die Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen auf 30% der bereits geschädigten Flächen.
Alle Ziele und Dokumente der diesjährigen Biodiversitätskonferenz können unter folgendem Link eingesehen werden: https://www.cbd.int/meetings/COP-15