- Wälder bedecken 43,5% der Landfläche Europas. Sie sind unsere besten Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise, denn sie binden CO2 und bieten wertvollen Lebensraum für Artenvielfalt.
- Jedes Jahr werden in EU tausende Hektar Wald durch Kahlschläge gerodet – obwohl die Praxis der Kahlschläge bereits in vielen Mitgliedstaaten verboten oder stark eingeschränkt ist.
- Bei einem Kahlschlag werden ganze Waldabschnitte großflächig abgeholzt, sodass kein einziger Baum mehr übrigbleibt. Das hat dramatische Folgen für Umwelt und Klima.
- Um Wälder effektiv zu schützen und den Wandel hin zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung einzuleiten, brauchen wir dringend ein flächendeckendes Kahlschlagverbot in der EU.
Diese Woche wurden auf EU-Ebene wegweisende Entscheidungen für die Zukunft unserer Wälder getroffen. Die neue EU-Forststrategie, die am Freitag, den 16. Juli in Brüssel vorgestellt wurde, stellt die Weichen für die Waldbewirtschaftung bis 2030. Das ist enorm wichtig, denn: Waldbewirtschaftung ist nicht gleich Waldbewirtschaftung und nicht jede Ansammlung an Bäumen erfüllt die vielfältigen und komplexen Funktionen eines intakten Ökosystems.
Die Waldbewirtschaftung in Europas – nicht immer so grün, wie es scheint!
Aktuell finden unter dem Deckmantel der viel zu laxen Definition von nachhaltiger Forstwirtschaft in der Helsinki Resolution H1 nach wie vor großflächige Kahlschläge statt. Bei einem Kahlschlag werden ganze Waldabschnitte großflächig abgeholzt, sodass kein einziger Baum mehr übrigbleibt. Das hat dramatische Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt: Kahlschläge zerstören nicht nur die oberirdische Artenvielfalt, sondern sie führen auch zu schweren Schädigungen der Böden und verändern das Mikroklima. Es kommt zum Verlust der Wasserrückhaltefähigkeit und des Kohlenstoffspeichers im Boden. So verwandeln sich Wälder von einer natürlichen CO2-Senke in eine CO2-Quelle und werden als Lebensraum für Artenvielfalt zerstört!
Vor allem das schwedische und finnische Modell der Forstwirtschaft beruht darauf, Bäume in plantagenartigen Reinbeständen anzupflanzen und nach wenigen Jahren durch großflächige Kahlschläge abzuholzen. Auch in Frankreich werden aktuell jahrhundertealte Eichenwälder gerodet und durch kurzumtriebige Douglasienforste ersetzt, da diese schneller wachsen. Derlei intensive Forstwirtschaftsmodelle sind nur lukrativ, weil Kahlschläge nicht verboten sind.
Ein Kahlschlagverbot würde auch dem illegalen Holzeinschlag in den letzten Urwäldern Europas Einhalt gebieten
Ein Verbot von Kahlschlägen ist auch deshalb dringend erforderlich, um illegalen Holzeinschlag in den letzten Urwäldern Europas zu stoppen: Im polnischen Nationalpark Bialowieza und in den rumänischen Karpaten werden aktuell ganze Landstriche kahlgeschoren. Rumänien beherbergt zwei Drittel der Ur- und Naturwälder, die es noch in der gemäßigten Klimazone Europas gibt. Diese kostbaren Ökosysteme sind nach EU-Recht als Natura 2000-Gebiete geschützt, werden aber dennoch durch großflächige Abholzungen systematisch zerstört, ohne dass die rumänischen Behörden dagegen vorgehen. Im vergangenen Jahr hat die EU-Kommission gedroht, den Fall vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen. Ein EU-weites Kahlschlagverbot würde dabei helfen, das illegale Abholzen streng geschützter Primarwälder effektiver zu unterbinden.
Was kann die EU konkret tun, um die Zerstörung der Wälder durch Kahlschläge zu verhindern?
Die EU verfügt über eine Vielzahl von Instrumenten, mithilfe derer ein Kahlschlagsverbot umgesetzt werden könnte: Zum einen müssten Kahlschläge in der LULUCF-Verordnung als Landveränderung vom Wald zur Plantage klassifiziert und die Anrechnung dieser Flächen als CO2-Senke untersagt werden. Ebenso dürfte im Rahmen der EU-Taxonomy, der RED II, der Timber Regulation und dem Lieferkettengesetz nur Holz aus wirklich nachhaltiger Forstbewirtschaftung mit einer EU-weit verbindlichen Definition von nachhaltiger Waldwirtschaft versehen werden. Wir können im Wettlauf gegen die Erderhitzung im Jahr 2021 niemandem ernsthaft erklären, dass Kahlschläge in der EU noch erlaubt sind!
Setzt eure Stimme für ein EU-weites Kahlschlagverbot ein!
Damit die zerstörerische Praxis der Kahlschläge in der Waldpolitik der Zukunft keinen Platz mehr findet, habe ich mit anderen grünen EU-Abgeordneten eine Petition für ein EU-weites Kahlschlagverbot gestartet, die bereits über 4000 EU-Bürger*innen unterschrieben haben!
Macht mit, unterschreibt und teilt die Petition und setzt euch für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und einen effektiven Schutz unserer Wälder ein!
Hier geht es zur Petition: https://you.wemove.eu/campaigns/kahlschlage-in-europas-waldern-stoppen