Mit dem europäischen Klimagesetz beschließt das Europaparlament ein EU-Ziel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 von -60% gegenüber 1990. Das ist ein großartiger Erfolg! Gleichzeitig hält eine Mehrheit im EU-Parlament an der alten Forstwirtschaft fest. Wie passt das zusammen?
Die Wälder und die Forstwirtschaft können eine erhebliche Rolle im Kampf gegen die Klimakrise spielen, jedoch sind unsere Wälder derzeit Opfer des Klimawandels: Trockenheit, extreme Wetterereignisse, Befall mit Parasiten wie dem Borkenkäfer, machen dem Wald erheblich zu schaffen. Laut einem Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist mehr als die Hälfte der in Europa vorkommenden Baumarten durch die extremen Wetterbedingungen und Schädlingsbefall gefährdet.
Zur heutigen Abstimmung über den Initiativbericht zur neuen EU-Forststrategie kommentiert Anna Deparnay-Grunenberg, grüne Schattenberichterstatterin und Mitglied des Agraraussschusses im Europäischen Parlament:
„Die EU muss dringend mehr Verantwortung für den Umbau unserer Wälder hin zu resilienteren, artenreicheren, klimafitte Wäldern übernehmen.
Statt eine Strategie für einen Waldumbau zu präsentieren, um langfristig unsere Wälder erhalten zu können, stellt der heute verabschiedete Bericht über die neue EU-Forststrategie eine klassische, kurzfristig gedachte wirtschaftliche Bedeutung der Wälder in den Mittelpunkt.
Doch nur, wenn wir es schaffen, gesunde Wälder langfristig zu erhalten, finden wir ein Gleichgewicht zwischen der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen Bedeutung des Forstsektors. Ein ‚Weiter-so‘ schadet allen – auch der Forstwirtschaft und der Holzindustrie. Die Waldwirtschaft der Zukunft muss deshalb zusammen mit dem Green Deal und der EU-Biodiversitätsstrategie gedacht werden. Denn nur artenreiche funktionierende Waldökosysteme können dauerhaft viel CO2 binden und bringen gesunde Bäume hervor.
Und schließlich muss dieser Wandel zusammengedacht werden mit einer klaren Holzbau- und Bioökonomie-Strategie der Zukunft. Denn die neuen Hölzer, die in gemischten Beständen wachsen sollen, müssen natürlich auch Abnehmer finden. Holz ist ein exzellenter CO2-Speicher, weshalb wir diesen wertvollen Rohstoff in langlebigen Produkten verwenden sollte. Das industrielle Verfeuern extra angelegter Wälder ist hingegen eine klimapolitische Katastrophe!
EU-Agrarkommissar Wojciechowski betitelte die kontroverse Plenardebatte als hoch interessant. Beachtenswert ist auch, dass unser Alternativvorschlag bei 242 Abgeordneten Zustimmung fand. Wir sind sehr gespannt, was die EU-Kommission für eine Waldstrategie im März 2021 präsentieren wird.“
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