Übermäßiger Holzeinschlag und schlechte Praktiken der Forstwirtschaft haben unsere Waldökosysteme geschwächt. Infolgedessen können die Wälder nicht alle ihre lebenswichtigen Ökosystemfunktionen erfüllen, wie beispielsweise die Beherbergung von Wildtieren und die Aufnahme und Speicherung von Kohlenstoff. Somit sind sie stärker anfällig für extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre oder Überschwemmungen, aber auch für den Befall mit Schädlingen und Krankheiten.
Neue Studie (Download): Ökologische Forstwirtschaft in Europa – wie eine gesunde Waldbewirtschaftung zur Erhaltung und Wiederherstellung der Natur beitragen kann
Angesichts der Klimakrise und des desaströsen Zustands unserer Wälder, ist die ökologische Forstwirtschaft somit keine ideologische, sondern eine pragmatische Entscheidung! Denn gesunde Wälder schützen und regenerieren die Natur und das globale Klima. Doch nicht einmal 3 Prozent der Waldfläche der EU gelten noch als „Naturwald“, also Wälder deren ökologischen Prozesse durch menschlichen Einfluss nicht nicht gestört wurden.
Naturnahe Forstwirtschaft und flächendeckende Forstwirtschaft sind alternative Forstbewirtschaftungsansätze, die den Wald als komplexes Ökosystem betrachten. Dabei geht es unter anderem um Teilentnahmen anstelle von Kahlschlag*, die natürliche Verjüngung und das Vermeiden von intensiver Bodenbearbeitung, Herbizideinsatz und Mineraldünger. Dafür werden Mischbestände statt Monokulturen, sowie die Erhaltung der Biomasse im Wald gefördert. Die ökologische Forstwirtschaft hilft uns, die Gesundheit der Wälder zu schützen und die widerstandsfähigen Ökosysteme wiederherzustellen. Heute werden solche Ansätze auf schätzungsweise 22 bis 30 Prozent der Waldfläche in der EU praktiziert, wobei es allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Regionen gibt.
Der Übergang zu einer naturnahen Forstwirtschaft stößt auf zahlreiche Hindernisse, sowohl in kultureller Hinsicht als auch im Hinblick auf Ausbildung und finanzielle Unterstützung. Sobald jedoch der Übergang vollzogen ist, können multifunktionale und strukturell vielfältige Wälder den Waldbesitzern einen regelmäßigeren Einkommensstrom sichern und der ländlichen Wirtschaft größere Vorteile bringen.
In dieser Studie werden Grundsätze für eine solche ökosystembasierte Waldbewirtschaftung entwickelt. Es wird aufgezeigt, wie diese Grundsätze in die Praxis umgesetzt werden können, und sie enthält Beispiele von Wäldern, die sich auf dieses Modell umgestellt haben. Nicht zuletzt geht es auch um die Frage, wie die EU-Politik den Übergang zu einer ökologischen Forstwirtschaft in Europa unterstützen kann.
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* Mehr über die verheerenden Folgen von Kahlschlägen in Europa könnt ihr in meiner Studie „Regulating clear cutting in European Forests“ nachlesen