Brüssel, den 9. April 2024
Die grüne Verkehrs- und Waldpolitikerin Anna Deparnay-Grunenberg schaltet sich ein in den Protest gegen die neue Porsche-Teststrecke durch Apulien. In einem offenen Brief kritisiert die EU-Abgeordnete das Unternehmen für seinen Plan, dafür Teile eines wertvollen Eichenwaldes in der Größe von rund 300 Fußballfeldern zu fällen. Zuvor hatte die EU-Kommission bereits ihre Bedenken zu dem Projekt geäußert. Hier Anna Deparnay-Grunenbergs Brief im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Blume, sehr geehrter Herr Eberl,
als Stuttgarter Verkehrs- und Waldpolitikerin verfolge ich mit Besorgnis, dass Sie für eine neue Teststrecke in Apulien einen wertvollen Eichenwald opfern wollen. Wir haben Ihnen diesbezüglich bereits am Freitag als grüne Fraktion im Europäischen Parlament geschrieben, aber ich möchte Ihnen nochmal meine ganz speziellen Einwände schildern, auch deshalb, weil mich zahlreiche Zuschriften besorgter Bürger*innen erreichen.
Um Ihr Nardò Technical Center zu erweitern, planen Sie, einen ökologisch wertvollen Steineichenwald zu zerstören. Ein derart intakter Wald bildet im Gegensatz zu den heute typischen Plantagenwäldern ein wichtiges Ökosystem. Er fungiert als Wasserspeicher sowie Frischluftspender für die ganze Region. Das ist in diesem Fall insbesondere bedeutsam, da das NTC in einer der trockensten Regionen Italiens liegt. Ein solch gesunder Wald schützt in Zeiten des Klimawandels gegen Extremwetter und somit auch das Gelände der Porsche AG. Die von Ihnen geplante Aufforstung an anderer Stelle hilft da leider nicht.
Ein alter Steineichenwald lässt sich durch Neupflanzungen nicht ersetzen, zumal in diesem trockenen Klima ein neuer Wald kaum gedeiht!
Als Verkehrspolitikerin aus Baden-Württemberg appelliere ich an Ihre unternehmerische Verantwortung. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, sich als Hersteller hochklassiger Autos vor der eigenen Betriebstür für ökologische Nachhaltigkeit einzusetzen. Ich bin überzeugt, dass technischer Fortschritt und Naturschutz zusammengehen, etwa, indem Sie die Teststrecke auf den Flächen bauen, die Sie laut Planung nun aufforsten wollen. Ich möchte Sie daher erneut auffordern, die potentielle Erweiterung des NTC so zu planen, dass der Wald und die angrenzenden Schutzgebiete intakt bleiben.
Wir haben zur Kenntnis genommen, dass die Bevölkerung vor Ort gegen das Vorhaben protestiert und dass die Europäische Kommission die italienischen lokalen und nationalen Behörden in dieser Angelegenheit kontaktiert hat. Unseres Wissens nach hat die Region das Projekt vorerst gestoppt. Wir hoffen, dass Sie unsere Bedenken nun berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Anna Deparnay-Grunenberg"