- Buchprojekt zur GWÖ in der Praxis erscheint im Februar 2021
- Ein Muss für GWÖ-Fans, das man hier vorbestellen kann: www.praxis.gwoe-owl.org
Eine Welt, in der wir nicht für den Profit des Einzelnen wirtschaften und den kurzfristigen Erfolg sehen, sondern eine Welt, in der wir die gesamte Gesellschaft sehen, ist eine inspirierende Vision. Durch gemeinsame Werte, die wir definieren und als Priorität setzen, können wir uns für eine bessere Welt für alle einsetzen. Eine solche Welt setzt auch voraus, dass wir politisch handeln. Auch um beispielsweise den Klimawandel aufzuhalten und um soziale Gerechtigkeit einzufordern. Eine Möglichkeit dieser Vision näher zu kommen, für die ich auch im Europäischen Parlament kämpfe, sind die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ).
In den vergangenen Monaten konnte ich dazu in einem Gemeinschaftsprojekt mit weiterem Autor*innen fünf Kapitel beisteuern. Im Februar 2021 erscheint das Buch „24 wahre Geschichten vom Tun und vom Lassen – Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis“. Verschiedene Akteure wie Unternehmer*innen, Organisationen und Gemeinden haben in dieser Sammlung ihre persönliche Geschichte mit der Gemeinwohl-Ökonomie erzählt. Darin teilen wir Erfolge und Herausforderungen, die Menschen erlebt haben, die sich aktiv für eine nachhaltige, ökologische und sozial-gerechte Wirtschaft eingebrachten. Die drei Herausgeber*innen Karsten Hoffmann, Gitta Walchner und Lutz Dudek sind begeisterte GWÖ-Berater*innen und haben ein umfassendes Buch erstellt, das zum Schmökern einlädt.
Mein Weg mit der GWÖ
Im Kapitel „Das Große im Kleinen“ erzähle ich von meinen Anfängen mit der GWÖ: Wie sie mich begeisterte, wie sie stets meine Arbeit, damals als Stadträtin in Stuttgart, begleitete und wie ich es schaffte, die Gemeinwohl-Ökonomie auf städtischer Ebene auf die Agenda zu setzen.
Alles begann 2014, als ich durch einen Vortrag von Christian Felber, den Begründer der GWÖ-Bewegung, erstmals von der Gemeinwohl-Ökonomie hörte. Er sprach mir aus der Seele. Ich fühlte mich inmitten eines Widerspruchs zwischen sehr arbeitsamen, leistungsorientierten Menschen, die aktiv in einem Wirtschaftssystem partizipieren, das auf reine Profitmaximierung aus ist und Menschen, die sehr naturverbunden sind, Anthroposophie leben, Lust auf Wandel und Transformation haben, neue Wege gehen wollen und den Fokus auf Gemeinschaft legen. Und dieser Widerspruch lebte immer in mir. Als ich also von der GWÖ hörte, schien es plötzlich so, als hätten beide Welten eine Art gemeinsamen Konsens gefunden. Sie hatten sich zusammengefügt und es geschafft, dass Werte, die alle unsere Gesellschaften gemeinsam haben, Teil unseres Wirtschaftssystems werden können.
Von Stuttgart nach Brüssel
„Achterbahnen, Aha-Erlebnisse und Imagozellen in Brüssel“: In diesem Kapitel gebe ich einen Einblick in meine persönliche „Europareise“ im Jahr 2019 ins Europäische Parlament. Damit war klar, dass ich auch hier den Leitgedanken der Gemeinwohl-Ökonomie weiter voranbringen will. Ein Thema, das mich besonders bewegt, weil ich hier einen großen Hebel für Klimaschutz und Biodiversität sehe, ist die Reform der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Wäre die Verteilung der Gelder in der Landwirtschaft an Gemeinwohl-Kriterien geknüpft, so hätten wir insgesamt viel mehr Gewinner – anstatt nur Großlandwirte. Aktuell scheint es, als müssten wir uns noch gedulden und weiter dafür kämpfen, bis diese Werte tatsächlich umgesetzt werden können. Doch meine Vision von einem Zukunftsmodell der GWÖ auf EU-Ebene ist noch in den Kinderschuhen – ich hoffe, dass ich noch viele Mitstreiter für den Wandel gewinnen kann.
Fragen über Fragen
Ein Highlight war für mich, Gerhard Schick, einen ehemaligen Grünen Bundestagsabgeordneten und Finanzexperten, für ein Interview zu gewinnen. Er konnte mit seinem Wissen zur Finanzwende in Deutschland und Europa Hoffnung schenken für einen Wandel im Finanzsektor und zieht klare Parallelen zur GWÖ: „Unser Ziel, dass Banken, Fondsgesellschaften und Versicherer wieder den Menschen dienen und nicht umgekehrt, hat ganz große Überschneidungen mit der Gemeinwohlökonomie.“
In einem weiteren Kapitel interviewt mich wiederum Karsten Hoffmann, einer der Herausgeber des Buches. Er wollte von meinen Erfahrungen mit der GWÖ auf kommunaler und europäischer Ebene und meinem Austausch mit anderen Fraktionen zum Thema GWÖ hören. Um es auf einen Nenner zu bringen: Um ein Mensch zu überzeugen – egal welcher Couleur – ist es wichtig, genau diese Person wirklich ernst zu nehmen. Wenn sie sich politisch engagiert und von mir ehrlich anerkannt wird, dass sie ihre Werte mitbringt und sich ebenso für eine bessere Welt engagiert wie ich, dann ist ein Dialog und Austausch auf Augenhöhe möglich.
Wie stellen wir uns die Zukunft vor?
Ich hatte die große Freude mit meinem Freund und Autor Christian Felber, der auch der kluge Kopf und Begründer der GWÖ-Bewegung ist, das Nachwort für unser spannendes gemeinsames Projekt zu schreiben. Zusammen geben wir zunächst einen kleinen Rückblick auf die Entwicklung der GWÖ auf EU-Ebene. Auch wollten wir unseren Leser*innen einen Ausblick in die Zukunft der GWÖ zu geben. Die Vielfalt der Ideen ist groß: Der Wandel der EU-Landwirtschaft steht nach wie vor an, die Konferenz zur Zukunft Europas steht in den Startlöchern und schenkt uns Hoffnung für mehr partizipative Demokratie in Europa. Persönlich arbeite ich an einem Projekt für GWÖ Modellregionen. Das Ziel bleibt dabei immer, die Vision von einem gerechteren Wirtschaftssystem für alle, umzusetzen. Ob die Gemeinwohl-Ökonomie unter ihrem Namen auftritt, muss dabei nicht im Vordergrund stehen. Jedoch sollten Instrumente, die auf den Werten Menschenwürde, Kooperation, Nachhaltigkeit und flache Hierarchien bauen, Maßstab für unsere Art zu wirtschaften sein.
Ich freue mich meine Visionen mit euch zu teilen und bin gespannt auf eure Rückmeldungen.
Das Buch gibt es jetzt schon zum Vorbestellen und ist ab Februar 2021 erhältlich! Mehr Infos unter: www.praxis.gwoe-owl.org
Wer das Buch verschenken möchte, kann sich hier eine Vorlage des Buchgutscheins zum Ausdruck herunterladen.