Dänemark will bis zu 17 Millionen Nerze mit Kohlenmonoxid vergasen*, um die Verbreitung der neuen Mutation des Coronavirus auf den dort ansässigen Pelzfarmen zu unterbinden. Bereits seit Anfang Juni wurden erste Fälle bekannt, in denen sich das mutierte Virus von Tiere auf Menschen übertrug, doch die bisher ergriffenen Maßnahmen konnten eine drastische Ausbreitung nicht verhindern.
Dazu erklärt die Europa-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg, Forst- und Umweltwissenschaftlerin und Mitglied des Agrarausschusses:
„Ich bin entsetzt darüber, dass die Tötung von 17 Millionen Tieren notwendig ist, um eine Ausbreitung des mutierten Coronavirus zu verhindern. Gleichzeitig bereitet es mir größte Sorgen, was passieren wird, wenn eine solche Mutation in einem anderen Land auftritt, dass nicht so schnell und vehement die Eindämmung versucht. Mutationen des Coronavirus bei Pelztieren könnten die Wirkung eines künftigen Impfstoffs massiv gefährden und uns in unseren Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie weit zurückwerfen.
Es zeigt sich aufs Neue: Unser Umgang mit Tieren steht im direkten Zusammenhang mit der Entstehung und Verbreitung von Zoonosen. Pelzfarmen, auf denen tagtäglich kranke und entkräftete Tiere in winzigen Drahtgitterkäfigen ihr Dasein fristen, sind wahre Brutstätten für Krankheitserreger. Es gibt keinen vernünftigen Grund, dass Tiere für Luxusgüter grausam leiden und sterben müssen.
Es ist ein fürchterliches Armutszeugnis für unsere europäische Gesellschaft, dass es heute noch diese schreckliche Haltungsform gibt. Das unermessliche Leid der Tiere in Massentierhaltungen widerspricht nicht nur unseren ethischen Werten von einem respektvollen Umgang mit Lebewesen, sondern geht einher mit verheerenden Auswirkungen auf Umwelt und unserer aller Gesundheit. Wir brauchen einen grundlegenden Wandel in der Tierhaltung und müssen hin zu einer Landwirtschaft mit Respekt vor Tieren, Gesundheit, Ökologie und sozialer Gerechtigkeit.“
Lesen Sie dazu auch meinen Artikel „Starke Biodiversität: Der beste Schutz gegen Pandemien!“
Hintergrund: Dänemark ist der weltweit größte „Produzent“ von Nerzpelzen. Jährlich werden dort etwa 19 Millionen Tiere auf über 1‘500 Nerzfarmen gehalten und anschließend für die Produktion von Pelzen für Mäntel und anderen Luxusgütern getötet. In Deutschland ist die Haltung durch hohe Auflagen unrentabel. Jedoch werden die Kadaver der Nerze von deutschen Tierverwertungsanlagen aufgekauft und zu Biodiesel weiterverarbeitet.
*Anmerkung: Kurz nach Veröffentlichung dieser Pressemitteilung kam die Nachricht, dass die Notschlachtung der Tiere aufgrund der massiven Proteste in Dänemark ausgesetzt wurde. Das grundlegende Problem ist damit jedoch nicht behoben.